Fakten Caminho Portugues:
- Zweitbeliebtester Jakobsweg
- Ca. 15 % aller Pilger wählen diesen Weg
- 240 Kilometer Länge bei Start in Porto
- Durchquert 2 Länder: Portugal & Spanien
- Ideale Reisezeit: Frühjahr bis Herbst
- Reisedauer: 2 Wochen
Eine richtig schöne Alternative zum bekanntesten Jakobsweg Camino Francés ist der portugiesische Jakobsweg: Der Caminho Portugues. Unter Pilgern ist er sogar der zweitbeliebteste aller Wege – und das hat gute Gründe.
Denn nicht jeder hat 5 Wochen Zeit, um den Camino Francés zu laufen. Und nicht jeder möchte einen Jakobsweg laufen, der inzwischen so bekannt und voll ist, dass man Angst haben muss, dass das eigentliche dabei auf der Strecke bleibt: Die Rückbesinnung auf sich selbst, die Zeit mit sich selbst auf dem Weg, die Ruhe.
Wer den Caminho Portugues wählt, braucht sich um diese Dinge wenig Sorgen zu machen. Der Weg ist vergleichsweise kurz und mit „nur“ 240 Kilometern Länge für die allermeisten Menschen in zwei Wochen gut machbar. Zum Vergleich: Der Camino Francés hat eine Länge von 800 Kilometern, was 5 Pilgerwochen entspricht.
Auch ist der Caminho Portugues – obwohl er die beliebteste Alternativroute ist – lange nicht so populär wie der Camino Francés. Selten wirst du hier im Pulk in Richtung Santiago pilgern oder dir Sorgen machen müssen, dass du im Etappenzielort kein Bett mehr bekommst.
Wenn du also das ursprüngliche Pilgern suchst oder nicht so viel freie Zeit am Stück hast, dann kann der portugiesische Jakobsweg eine echte Option für dich sein.
Doch das sind noch nicht die einzigen Argumente für diesen besonderen Jakobsweg: Denn obwohl der Weg Caminho Portugues heißt, läuft er tatsächlich jeweils fast zur Hälfte durch zwei Länder: Portugal und Spanien. Nach rund 120 von insgesamt 240 gewanderten Kilometern gelangst du von der portugiesischen Stadt Valenca über die Grenzbrücke nach Tui, und bist fortan in Spanien. Du kommst also gleich in den Genuss, zwei Länder und Kulturen kennenlernen zu dürfen.
Was auch für den Caminho Portugues spricht, ist seine Einsteigerfreundlichkeit. Ein Blick auf das Höhenprofil des Weges zeigt, dass eben genau dies kaum vorhanden ist: Der Weg ist weitestgehend flach und hat nur wenige Höhenmeter, die bewältigt werden wollen. Damit ist er auch für Menschen reizvoll, die noch nie Pilgern waren und die sich für die erste Pilgerreise nicht gleich einen harten Brocken vornehmen wollen. Denn der Caminho Portugues ist in keinster Weise mit anspruchsvollen und von vielen Bergen durchzogenen Jakobswegen wie dem Camino Primitivo oder dem nordspanischen Küstenweg (Camino del Norte) vergleichbar.
Apropos Küste: Auch der Caminho Portugues führt zumindest ein kleines Teilstück des Weges entlang der schönen Westküste Portugals. Gleich zu Beginn auf den ersten zwei Etappen kannst du in den Genuss des Meeres kommen, das dich auf dem Weg zu deiner Linken begleitet. Auch auf dem späteren Teil des Weges gibt es eine Küstenroute. Da diese aber noch nicht über eine gute Infrastruktur verfügt, wird derzeit noch der typische Weg durch das Landesinnere empfohlen.
Der Caminho Portugues beginnt in der schönen Stadt Porto, die definitiv einen Stadtrundgang (oder auch einen zusätzlichen Besichtigungstag) wert ist. Von Porto aus geht es dann über 240 Kilometer und über die genannte Landesgrenze nach Spanien. Dabei führt der Jakobsweg nicht nur durch landschaftlich abwechslungsreiche und schöne Landstriche, sondern passiert auch schöne und alte Städte wie Ponte de Lima oder Barcelos.
Nach zwei Wochen des Pilgerns erreichst du dann schließlich die Kathedrale von Santiago de Compostela, das Ziel des Pilgerweges. Hier kannst du dann auch deine verdiente Pilgerurkunde entgegennehmen.
Wem die 240 Kilometer und zwei Wochen zu kurz sind, der kann den Caminho Portugues übrigens auch einige Hundert Kilometer weiter südlich in Lissabon bereits beginnen. Diese lange Variante des Weges ist allerdings noch nicht so beliebt und wird von den wenigsten Pilgern gewählt, da die Infrastruktur des Weges bis Porto noch nicht wirklich gut ist, ab Porto dann allerdings schon. Aus diesem Grund hat sich bei den meisten Pilgern die Stadt Porto als Startpunkt ihrer Reise auf dem Caminho Portugues etabliert.
Dieser Weg erhielt vor allem ab dem 12. Jh., nach der Unabhängigkeit Portugals, verstärkte Bedeutung. Der Streckenverlauf hält sich an alte Straßen und Wege, u. a. die Vía XIX, die im ersten Jahrhundert n. Chr. erbaut wurde, und die Ortschaften Braga und Astorga über die Ponte de Lima, Tui, Pontevedra, Santiago und Lugo miteinander verband. Es handelt sich hier um eine der bedeutendsten Römerstraßen, die quer durch Gallaecia führte. Eine Variante dieses am Meer gelegenen Pilgerwegs überquert den Miño bei A Guarda. Sie verläuft an der Küste entlang bis sie mit der aus dem Hinterland kommenden Strecke bei Redondela zusammenfällt.
Die Verehrung des heiligen Jakobus fand auf dem Camino Portugués, dem portugiesischen Weg, ein fundamentales Gelände für das Verständnis der internationalen Dimension des Phänomens der Pilgerreisen. Dieser Weg erhielt vor allem ab dem 12. Jh., nach der Unabhängigkeit Portugals, um die Mitte des Jahrhunderts, verstärkte Bedeutung.
Ab dem 12. Jh. wurden durch den ständigen Pilgerstrom in den Norden der spanischen Halbinsel nicht nur spirituelle, sondern auch kulturelle und wirtschaftliche Verbindungen geknüpft, menschliche Bindung, die durch politische Grenzen nicht unterbrochen werden konnten. Das Vorbild von Königen, Edelleuten und hochrangigen Klerikern leistete einen entscheidenden Beitrag zur Verehrung des heiligen Jakobus. Dazu gehört auch die berühmte Pilgerreise von Doña Isabel von Portugal, der „Raíña Santa”, der heiligen Königin, die im 14. Jh. auf dem Altar in Santiago ihre Königskrone darbot und in Coímbra mit dem Pilgerstab beerdigt wurde. Ein weiteres Beispiel ist der portugiesische König Manuel I., der 1502 von Lissabon nach Santiago pilgerte, und als Erinnerung an seinen Aufenthalt in Compostela anwies, eine Lampe solle Tag und Nacht das Gotteshaus in Santiago erleuchten. Zu diesem Zweck setzte er eine Jahresrente aus.
Das Jakobusphänomen erreichte eine so große Bedeutung in Portugal, dass sogar das Straßennetz Portugals danach ausgerichtet wurde, d. h. vom Süden in den Norden, durch die Ortschaften des portugiesischen Weges nach Galicien – Lissabon, Santarem, Coímbra, Porto, Barcelos, Ponte de Lima und Valença do Minho – wo der Weg über den Miño führt und in Galicien eintrifft.
Das 19. Jh. war das Jahrhundert, in dem die wenigsten Pilgerreisen unternommen wurden, denn es war durch die Zeitenwende der französischen Revolution und die Invasion der Truppen Napoleons in Spanien gekennzeichnet. Dennoch verwandelte sich der Camino Portugués in den meistgenutzten Pilgerweg. In diesem Jahrhundert stammten mehr als 80% der ausländischen Pilger aus Portugal.